Sonderausstellungen

Hunger auf Leben

Das Schicksal von 1.100 Jüdinnen und Juden und die Stadt Waldenburg im Kriegsjahr 1945 - Arbeiten des Künstlers Marian Kretschmer
Laufzeit: 02.10.2025–28.12.2025

Als vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg endete, nahm das Schicksal für 1.100 jüdische KZ-Häftlinge ein unerwartetes Ende: Sie waren Zwangsarbeiter in der Hugo-Schneider-AG (HASAG) in Altenburg und damit in der Rüstungsindustrie und wurden mit dem Herannahen der US-Amerikaner von der SS vertrieben. Doch statt wie fast 250.000 weitere Häftlinge in den letzten Kriegstagen auf dem Todesmarsch ums Leben zu kommen, gelangten sie nach Waldenburg, wo sie in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 befreit wurden. Rund zehn Wochen blieben die zahlreichen Frauen und wenige Männer aus Ungarn, Polen, der Tschechoslowakei und Österreich hier. Nach ihren Leidenswegen in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Theresienstadt und schließlich in der HASAG Altenburg galt es für sie, wieder ins Leben zurückfinden.

Die Sonderausstellung widmet sich diesem fast vergessenen Kapitel der Waldenburger Stadtgeschichte mittels der ausdrucksstarken Arbeiten des Künstlers Marian Kretschmer. Angelegt als Szenen einer modernen Graphic Novel, hält Kretschmer den Todesmarsch der 1.100 Jüdinnen und Juden und ihre Befreiung in Waldenburg erstmals fest. Weitere Arbeiten wie Kretschmers Porträtinstallation 1.100 appellieren an die emotionale Facette unserer heutigen Erinnerungskultur: 1.100 Porträts von Frauen und Männern in verschiedenen Techniken verweisen auf den Wert jedes einzelnen Lebens. Daneben rekonstruiert die Schau die Stationen des Todesmarsches, das spannungsvolle Zusammenleben der Waldenburger Bevölkerung mit den KZ-Häftlingen zwischen April und Juni 1945 anhand von Zeitzeugeninterviews und stellt ausgewählte Biografien der Jüdinnen und Juden vor, die auf intensiven Recherchen in Archiven wie den Arolsen Archives, dem United States Holocaust Memorial Museum Washington oder in den Sammlungen von Yad Vashem basieren. Ergänzt wird dieser historisch-kritische Blick um Leihgaben etwa aus der Gedenkstätte Buchenwald und aus privaten Sammlungen.

Die Sonderausstellung ist das Ergebnis eines von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen geförderten Projektes, das die Schaffung von Szenen durch Marian Kretschmer im Stile einer modernen Graphic Novel ermöglichte. Mit Kretschmer konnte ein zeitgenössischer Künstler gewonnen werden, der sich intensiv mit der Shoah auseinandersetzt und 2024 mit der Graphic Novel Die sieben Leben des Stefan Heym überregional positive Resonanz erhielt. Im künstlerischen Medium des ausdrucksstarken und zugleich inhaltsreichen Comics soll die Anonymität der Jüdinnen und Juden und ihre historische Qualifizierung als „Häftlinge"
durchbrochen werden. Zugleich zeigt sich, dass auch die Kleinstadt Waldenburg unmittelbar mit den Geschehnissen und Folgen des Nationalsozialismus und der Shoah konfrontiert war. Unmittelbar vor dem offiziellen Beginn des Jahres der Jüdischen Kultur 2026 in Sachsen am 14. Dezember 2025, bringt das Museum Waldenburg die jüdische Geschichte im ländlichen Raum auf die Bühne. 

Veranstaltungen im Rahmen der Sonderausstellung finden Sie online unter: www.museum-waldenburg.de/angebot/veranstaltungen.

Workshops für Oberschulen und Gymnasien unter Berücksichtigung des Lehrplanes finden Sie online unter: www.museum-waldenburg.de/museum/sonderausstellungen.

Eine Sonderausstellung des Museum Naturalienkabinett Waldenburg in den Räumen von Schloss Waldenburg.

Öffnungszeiten: Mi–Fr 10 - 16 Uhr, Sa/So/Feiertag 11 - 17 Uhr
Erwachsene 10,50 € / ermäßigt und Jugendliche 13 - 17 Jahre 8 € / Kinder 7 - 12 Jahre 5 €

Regelmäßig präsentieren wir im Schloss Waldenburg wechselnde Sonderausstellungen – von Gemälden und Fotografien bis hin zu weiteren Kunstformen. Alle aktuellen Ausstellungen finden Sie hier.

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